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Wohin – Woher

Kommen die Bilder?

Der Künstler zögert, lächelt scheu und verweist auf seine Bilder.

Seltener Fall in einer Zeit, in der die Kunst ebenso wortmächtig wie bedürftig scheint.

Trotzdem noch einmal: Woher nimmt ein lange Zeit hauptsächlich dem Design, der kühl kalkulierten ästhetischen Zweckmäßigkeit Verpflichteter, die „Unschuld des Bildmachens“? (F. Leger)

Ein Ausgangspunkt: die Mythen- und Bilderwelt afrikanischer Kultur. Wirksam auch als Reservoir magisch-sinnlicher-Formen und Motive, vor allem aber als Träger von Stimmung und Intuition, als „Förderkorb der Imagination“, der Verborgenes an die Oberfläche holt.

Aus dem Zusammentreffen von Eigenem und Fremden entsteht eine eigenständige Bildersprache, die sich weder an den Reiz des Exotischen verliert, noch dessen Formenwelt als allzeit verfügbaren Fundus missbraucht.

Charakteristisch für die frühen Arbeiten ist der Rastereffekt der Bildfläche – horizontale und vertikale Einschnitte lassen das Paper in gleichmäßige Quadrate aufspringen.

Die wuchernde, sinnliche Fülle der Formen und Figurationen stößt auf eine strenge geometrische Struktur, wird so gleichermaßen gebändigt, wie in Spannung versetzt.

Die dem Binnenraum eingeschriebenen Motive lösen sich auf in bewegte, flächige Formen und Farbzüge, drängen über ihre Begrenzung hinaus.

Befreit von dem starren Ordnungsmuster überlassen sich die Bilder dem freien Fluss der Farben, akzentuiert durch die Verwendung von Goldlack und kräftig gesetzten Zügen mit schwarzem Filzstift. Eine neue Struktur entsteht, nicht auf das Farbgeschehen aufgesetzt oder unterlegt, sondern reagierend.

Die zeichenhaft reduzierten Figuren, Reminiszenzen an archaische Vorbilder, die kalligraphischen Kürzel des oft gegen den Frabduktus gesetzten Filzstrichs, geben einen spannungsvolle Bewegung, die sich von den Grenzlinien des Bildträgers nicht mehr aufhalten lässt.

Eine Entwicklung,  die sich vielleicht am besten als immer weitergehendere Befreiung von sicheren Ordnungen kennzeichnen lässt, findet ihre Fortführung in den jüngsten Arbeiten:

Nach der Verselbstständigung der Form, des Zeichens, steht im Mittelpunkt nun die anschaulichste Formulierung von Dynamik: die Figur.

Weitausgreifend in heftiger Bewegung vorwärtsstrebend und doch ans WOHER gebunden ist sie im Begriff, alles zu wagen – die Eroberung des Raumes.

Valerie Brunner – KUNSTHISTORIKERIN

 

 

 

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